Stefan Lyrath am 12.08.2016 um 00:07 Uhr
Porta Westfalica-Kleinenbremen (Ly). Ohne die Ehrenamtlichen sähe Porta Westfalica alt aus. Ein Beispiel von vielen ist der Heimatverein Kleinenbremen. Für das Open-Air-Kino am kommenden Montag, 15. August, auf dem Gelände von Hartings Wassermühle hat Schriftführerin Angelika Heine einen Ablaufplan entworfen, der jedes Detail regelt und einen Zeitraum von etwa sechs Wochen umfasst.
„Eine generalstabsmäßige Vorbereitung, die nicht mehr zu toppen ist“, stellt Vorsitzender Walter Caselitz fest. „Freitag und Samstag werden wir volle Pulle arbeiten“, kündigt er an. Sonntag ist Ruhetag, bevor am Montag laut Plan „Aufbau total“ angesagt ist. Dienstag wird abgebaut. Die Zahl der freiwilligen Helfer lag zuletzt bei 30. Warum machen sich die Aktiven so viel Arbeit? Was ist ihre Motivation? Viele sind schließlich nebenbei noch berufstätig.
„Idealismus“ treibt Walter Caselitz an, „die Liebe zum Dorf und zur Heimat“. Besonders wichtig ist ihm, den Tourismus weiter anzukurbeln. Beim Fremdenverkehr sehen Fachleute Kleinenbremen stadtweit auf Platz zwei hinter Barkhausen, wo bekanntlich das Kaiser-Wilhelm-Denkmal steht. Das Open-Air-Kino (Eintritt frei) soll Gäste aus dem gesamten Kreis nach Kleinenbremen locken – und darüber hinaus.
Der Verein, so Caselitz, könne „stolz sein, dass wir so ein Event durchführen dürfen. Jeder tut sein Bestes“. In ganz Nordrhein-Westfalen gibt es 19 Schauplätze für das Freiluftkino, im Kreis Minden-Lübbecke ist Kleinenbremen der einzige. „Danach“, so Caselitz, „müssen wir uns dann schon wieder auf den Kreismühlentag am 28. August vorbereiten.“
Häufig verfolgt der Heimatverein mehrere Projekte gleichzeitig. Gerade ist der erste Bauabschnitt zur Renaturierung des Mühlenbaches beendet, einer Initiative des Vereins, da kümmern sich Aktive mit Blick auf den Tourismus um die Ausschilderung der diversen Sehenswürdigkeiten.
Zwei Wassermühlen hat der Verein restauriert, zudem das Meierhof-Backhaus an einer anderen Stelle im Dorf, dem Mönkhoff-Hof, neu errichtet. Im Obergeschoss von Hartings Mühle betreibt er Portas einziges Dorfmuseum, das am Montag geöffnet wird. Wenn der Film bereits läuft, geht die Arbeit weiter, denn die Heimatfreunde bewirten ihre Gäste und bieten Führungen an.
Apropos Mühlen: „Es kann nicht sein, dass wir ganz viel Engagement in den Aufbau von Gebäuden investieren – und dann stehen sie einfach nur da“, erklärt Angelika Heine einen Teil ihrer Motivation. Die Gebäude müssen mit Leben gefüllt, von Menschen genutzt werden. Vom Open-Air-Kino und anderen Projekten verspricht sich die Schriftführerin außerdem, „dass der Heimatverein neue Leute hinzubekommt und eine Zukunft hat“. Und mit ihm das ganze Dorf.
Ulrike Müller, besonders aktiv in der Backgruppe, ist vor einigen Jahren mit ihrem Mann Jürgen ins Bergdorf gezogen und gehört heute zu den Aktivposten der Heimatfreunde. „Viele Leute stellen etwas auf die Beine“, sagt sie. „Nichts geht allein.“ Das Open-Air-Kino hat für Ulrike Müller zudem den Reiz des Neuen. Und nicht nur für sie: „Es ist faszinierend, wie lang die Liste der Helfer geworden ist.’
Zu denen gehört auch Pfarrer Ekkehard Karottki, der sich ebenfalls im Verein engagiert, „weil’s einfach Spaß macht“. Aber mehr noch: „Auch der Heimatverein hat das Problem der Überalterung. Vielleicht können wir junge Leute mit ins Boot holen.“
Wichtig sei, so Angelika Heine, „dass man keine Scheu hat, auf Leute zuzugehen“. Gerade wieder ist es gelungen, Neubürger für den Verein (120 Beitragszahler) zu gewinnen. Darüber freut sich auch Anke Horn. Sie wünscht sich, dass das Dorf „nicht nur Wohnstätte ist – sondern auch lebendig“.
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