Oktober 2022: Heimat Westfalen, 35. Jahrg. 5/2022

Westfälischer Wortschatz In der Reihe Westfälischer Wortschatz wird die Vielfalt des niederdeutschen Wortschatzes thematisiert. Mit Wortkarten und Kommentaren werden Begriffe aus den westfälischen Mundarten vorgestellt. Der Wortreichtum ist in den Mundarten oder Dialekten außerordentlich stark ausgeprägt; diese Vielfalt ist mit der Geografie beziehungsweise den unterschiedlichen Kulturräumen innerhalb Westfalens verknüpft. Die Karten ermöglichen eine Interpretation der Wortvielfalt: Welches Wort ist ein Neuling, welches ist alteingesessen, woher stammen die WortschatzEinflüsse, durch welche Grenzen ist die räumliche Lagerung der Wörter bestimmt? Die Rubrik entsteht in Zusammenarbeit mit der Kommission für Mundart- und Namenforschung Westfalens. Das Wort „oft“ ist ein Temporaladverb, also ein Umstandswort der Zeit. Damit gibt man an, dass eine Handlung häufig, also zu vielen Gelegenheiten durchgeführt wird. Im westfälischen Platt ist hierfür das Wort faken oder fake am gebräuchlichsten. Es stimmt auch mit dem niederländischen vaak überein. Im Westfälischen kommen auch die Formen faak, faker und fakes vor. Dat kümp nich faken vö („das kommt nicht oft vor“), sagt man in Mettingen im Kreis Steinfurt. Das Wort gehört zum Substantiv Fack, also dem hochdeutschen Fach. Ein Fack/Fach ist etwas Abgeteiltes, eine Abteilung, und früher konnte es auch für eine zeitliche Abteilung verwendet werden, einen Zeitraum. In vielen Regionen des Westrandes Norddeutschlands ist faken allerdings bereits von dem expandierenden Wort oft verdrängt worden. ImWeserraum und Richtung Niederrhein kann man es auf unserer Karte bereits gut erkennen. Auffällig ist, dass auch der Großteil des Münsterlandes aus dem überregionalen faken-Gebiet ausschert. Vermutlich hat man zunächst in der Stadt Münster die neue (und vielleicht für feiner gehaltene) Form oft übernommen und diese dann ins Umland weitergegeben. Das Wort mannigmaol ist vor allem im Sieger- und Sauerland üblich, wo es eben mehr als nur „manchmal“ bedeutet. Kleinräumiger sind schließlich lang und vil im Kreis SiegenWittgenstein und vull im Norden des Kreises Steinfurt belegt. Das Wort vull bedeutet eigentlich „voll“, hat aber vor allem im Münsterland vielfach auch die Bedeutung „viel“ angenommen, woraus sich teils dann die Bedeutung „oft“ entwickelt hat. He kamm vull bi us bedeutet „er kam oft zu uns“. Markus Denkler oft westfälischer wortschatz Grafik/ Kommission für Mundart- und Namenforschung Westfalens Kartografie: Dirk Frerichmann

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