Gemeindebrief Sommer 2023

Gesellscha� noch gut verständlich. Läutet jedoch eine Einzelglocke, begleitet diese entweder eine liturgische Handlung im Go�esdienst (Segen, Gebet, Wandlung) oder sie fordert außerhalb von Go�esdienstzeiten zum Gebet auf. Der Ruf zu Go�esdiensten, liturgisches Läuten und das Gebets oder Angelusläuten auch an Werktagen sind die einzige Legi�ma�on einer christlichen Gemeinde, Glocken läuten zu dürfen. ALLTAG UND RHYTHMUS Eine lange, bis in die frühen Hochkulturen zurückreichende Tradi�on ist es, den Tag in Drei-Stunden-Schri�e zu unterteilen. Mönche in Klöstern übersetzten dies in Tagzeitengebete und prak�zieren sie bis heute. Aktuell setzt sich wieder die Erkenntnis durch, dass einem Burnout durch die Rhythmisierung des Tages vorgebeugt werden kann. Die Läutezeiten 9 Uhr, 12 Uhr, 15 Uhr oder 18 Uhr ergeben auf dem ZiIerbla� ein Kreuz. WIDMUNG UND BOTSCHAFT Die meisten Glocken haben bereits beim Guss Widmungen erhalten. Diese ent halten Bibelzitate oder sind biblischen und kirchlichen Persönlichkeiten oder Heiligen gewidmet. Manche Inschri�en lassen Glocken stellvertretend für uns Botscha�en verkünden, auch wenn wir gerade selbst nicht anwesend oder unaufmerksam sind: „ora pro nobis – bi�’ für uns“ oder „O Land, Land, Land, höre des Herrn Wort“. Die primäre Aufgabe einer läutenden Glocke ist, zum Go�esdienst oder zum Gebet zu rufen. Sie verkündet eine AuIorderung, mo�viert zum Handeln, erinnert an die Liebe Go�es an uns und unseren Dienst an Go�. Sie unterbricht den Alltag, die Gleichgül�gkeit, sie mahnt und erinnert. Glocken verkünden laute „Heavy Metal“-Botscha�en. Sie sollen im Getriebe der Welt gehört werden. Direkte Anwohner werden dabei durch gesetzliche Schallpegelobergrenzen (TA Lärm) und turmakus�sche Maßnahmen geschützt, Läuteanlässe und -dauer sind begrenzt und begründet. TOLERANZ UND RESPEKT Auch Menschen, die der Kirche und dem Christentum nicht verbunden sind, können das Läuten einer Glocke vielleicht als posi�- ves Signal verstehen. Dabei kann es helfen, dessen Widmungen zu vermi�eln: Das Mi�agsläuten als Bi�e um den Frieden und das Abendläuten als Bi�e für die Bewahrung der Schöpfung können vermutlich von vielen akzep�ert oder zumindest toleriert werden. Gemeinsam an das Wohl der Menschen und der Welt zu denken und entsprechend zu handeln, eint Religionen und Weltanschauungen. Die in der Gesellscha� latent vorhandene posi�ve Grundhaltung gegenüber Glocken – sie erinnern an biogra9sche Sta�onen, an zugesprochenen Segen, an den Frieden, an Heimatgefühl – ermöglicht, Glockenläuten weiterhin als selbstverständlichen Teil des Zusammenlebens wahrzunehmen. In ländlich geprägten Gemeinden gibt es das „Totenläuten“ oder „Scheideläuten“, sobald WISSEN | 9

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